Einfluss von politischen Kampagnen in den sozialen Medien auf die öffentliche Meinung.

Wahlkämpfe und politische Kommunikation findet immer stärker auf den sozialen Plattformen statt. Doch welchen Einfluss haben die Kommunikationsmaßnahmen auf den sozialen Plattformen auf die öffentliche Meinung und den Wahlerfolg tatsächlich? Lohnt es sich für Wahlkämpfer auf den sozialen Medien mit viel Aufwand, ansprechende Beiträge zu veröffentlichen?

In einer Demokratie ist die öffentliche Meinung ein wichtiger Faktor, um Wahlen zu gewinnen, wenn nicht so gar der wichtigste. Denn diese öffentliche Meinung, entscheidet, wer die öffentlichen Ämter erhält. Wählerinnen und Wähler können keine komplexen politischen Sachverhalte analysieren und sich auf dieser Basis eine Meinung bilden. Daher filtern Meinungsführer und Medien die vielen Informationen und ordnen diese für die Wählerinnen und Wähler ein. Wähler*innen übernehmen die Normen und vorherrschenden Meinungen, um ihre Entscheidungen zu treffen. Diese werden vor allem über Medien und Meinungsführer, an die Wählerinnen und Wähler weitergegeben. Diese Medien und auch die Meinungsführer sind auch auf den sozialen Netzwerken aktiv. Die sozialen Medien werden auch für Wahlkampagnen immer mehr genutzt. Nicht nur für Wahlwerbung durch Parteien, sondern auch von anderen Interessengruppen. Dies zeigt der Wahlkampf 2016 in den USA und der Einfluss von Facebook und Interessengruppen auf den Ausgang der Wahl 2016.

Wer die öffentliche Meinung beeinflussen kann, der kann auch den Ausgang von Wahlen beeinflussen. Soweit die Theorie. Aus diesem Wissen entstand Public Relation, erfunden von Edward Bernays. In seinem Buch Propaganda hat er die Grundlage für heutige Wahlkampagnen und PR-Strategien gesetzt. 

Bei der Beeinflussung der öffentlichen Meinung spricht Walter Lippmann in seinem Buch “Die öffentliche Meinung” Bildern die größte Macht zu. Es ist davon auszugehen, dass heute hier auch Videos hinzugezählt werden können. Auch Gustave Le Bon beschreibt in der Beeinflussung der öffentlichen Meinung die durch Bilder übertragenen Emotionen als den größten Faktor. In den sozialen Medien wird mehrheitlich über Bilder und Videos kommuniziert. Somit kann diesen drei Elementen, den sozialen Medien, den Videos und Bildern eine Relevanz für die politische Kommunikation zugesprochen werden.

Nach einer Studie von ARD und ZDF nutzen immer mehr Menschen in Deutschland die sozialen Medien. Bei den Menschen unter 30 Jahren sind es über 60 Prozent, die die sozialen Medien mindestens wöchentlich nutzen. Soziale Medien, insbesondere Facebook, Youtube und Instagram werden von der deutschen Bevölkerung zur Informationsbeschaffung genutzt. Laut dem Digital 2021 Global Overview Report verbringen Deutsche im Durchschnitt 326 Minuten pro Tag im Internet. Dadurch werden die sozialen Medien für politische Parteien und Akteure zunehmend wichtig. In der Bundestagswahl 2021 gaben Parteien insgesamt über 2 Millionen Euro für Werbeanzeigen auf den sozialen Medien aus. Hinzu kommen die Produktionskosten der Anzeigen und die Kosten für die laufende Bespielung der eigenen Kanäle auf den sozialen Kanälen.

Gustave Le Bon schreibt in seinem Buch “Die Psychologie der Massen”, dass die Massen am ehesten von Emotionen geleitet werden. Auch Lippmann beschreibt die Bildung von individuellen politischen Meinungen als Ergebnis von Emotionen, die über Bilder transportiert werden.

Über die sozialen Medien haben Parteien und politische Akteure die Möglichkeit, direkt mit den Wähler*innen zu kommunizieren. Daraus folgert ein direkter Einfluss der Parteien und politischen Akteure auf die Bildsprache und die Botschaften, die die Wähler*innen erreicht. Vor dem Aufkommen der sozialen Medien hatten die klassischen Medien und deren Redaktionen die Macht, Botschaften zu filtern und einzuordnen. Für den Wahlkampf sind die sozialen Medien daher ein wichtiges Instrument. Daraus ergibt sich die Frage, wie die öffentliche Meinung durch soziale Medien beeinflusst werden kann und wird. 

Die öffentliche Meinung tritt anstelle von Religion und Wissenschaft. Sie entsteht aus einer individuellen Meinungsbildung von Bürgerinnen und Bürgern innerhalb einer Gesellschaft. Eine Gesellschaft wird in diesem Fall definiert als Bevölkerung eines Staates. Dies meint ausdrücklich alle Staatsangehörigen und auch Menschen, die lediglich auf dem Territorium dieses Staates leben. Die öffentliche Meinung wird durch repräsentative Umfragen messbar. Die öffentliche Meinung ist also ein Zusammenspiel aus vielen individuellen Meinungen. Die öffentliche Meinung kann unter bestimmen Voraussetzungen mit einer Masse, in der Definition von Le Bon gleichgesetzt werden. Eigenschaften der öffentlichen Meinung nach Lippmann überschneiden sich mit denen einer Masse, wie sie von Le Bon definiert wird. Le Bon bezeichnet eine Menschengruppe als Masse, die unter bestimmten Umständen zu einer Masse mit einer “Massenseele” wird. Le Bon beschreibt diese so, dass die einzelne Persönlichkeit verschwindet und in dieser Masse anderen psychologischen Mustern folgt. Die Gefühle und Gedanken sind “nach derselben Richtung orientiert”. Von den Ausführungen von Lippmann kann abgeleitet werden, dass die öffentliche Meinung sich aus unterschiedlichen Massen zusammensetzt. Die öffentliche Meinung als ganzes, aber auch als eine Masse gesehen werden kann, wenn die mehrheitlich vertretene Meinung innerhalb der öffentlichen Meinung stark überwiegt. Die Eigenschaften einer Masse sind somit zum Teil auf die öffentliche Meinung übertragbar. 

Public Relation ist die bewusste Einflussnahme von Organisationen auf die öffentliche Wahrnehmung der Organisation oder Marke. Es wird jede Handlung einer Organisation oder Marke darauf geprüft, inwiefern sie auf die Wahrnehmung der Organisation Einfluss nimmt. Durch die daraus resultierenden Entscheidungen und Handlungen wird die öffentliche Meinung zu dieser Organisation beeinflusst. Im politischen Kontext soll sowohl die Wahrnehmung einer Partei oder Person beeinflusst werden, als auch die öffentliche Meinung zu einzelnen Themen, die von der Partei oder der Person besetzt werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass dies bei der Kommunikation der Wirksamkeit von Masken durch das Robert-Koch Institut geschehen ist. Zunächst, so wird vermutet, wurde das tragen von Masken für nicht so relevant gehalten, da es kaum Masken auf dem Markt gab. Als diese auf dem Markt wieder angeboten wurden, korrigierte das Robert-Koch Institut diese Einschätzung. Somit wurde hier aktives Informationsmanagement betrieben im Sinne der Public Relation und sorgte dafür, dass die öffentliche Meinung zu dem Thema: Maskenpflicht entscheidend beeinflusst wurde.

Wie dies möglich ist, lässt sich mit der These von Lippmann erklären. Lippman geht davon aus, dass Menschen über keinen direkten Zugang zu der realen Welt verfügen. Stattdessen ist eine, von Lippmann als “Pseudoumwelt” definierte Wahrnehmung der realen Welt dazwischen angesiedelt.  Menschen reagieren ausschließlich auf diese Vorstellungswelt (Pseudorealität). Das Handeln auf Basis der individuellen Pseudorealität der Menschen hat allerdings Folgen in der realen Welt. Lippmann beschreibt die reale Welt als zu komplex, um sie zu erfassen. Daraus ergeben sich auch Gefahren, wenn Menschen in einer Blase aus Fake News gefangen sind.

In der Public Relation wird versucht durch die Macht über den Zugang zu Informationen die “Pseudoumwelt” zu bestimmen. Dies geschieht, wenn einzelne Informationen so dargestellt und kommuniziert werden, dass sie dem Empfänger eine Situation anders darstellen, als sie in der realen Welt tatsächlich ist. Hierbei wird wie bereits erwähnt auch Informationsmanagement betrieben. Wie im beschriebenen Beispiel über das zurückhalten von Informationen zu der Wirksamkeit von Masken durch das Robert Koch Institut, kann auch das nicht Kommunizieren von Informationen eine Beeinflussung der Pseudorealität mit sich bringen.

Die Pseudorealität wird von Stereotype geprägt. Die aktuelle Forschung geht bei Stereotypen von “Bildern” aus, die durch Sekundärerfahrung entstehen und die Pseudorealität prägen. Stereotypen sind fehlerhaft und realitätsinadäquant. 

Bei der Meinungsbildung Einzelner kommt hinzu, dass sich Einzelne in bestimmten Bereichen nicht so gut auskennen. In diesen Bereichen müssen sie daher auf Experten in diesem Bereich bauen. Dies können Ärzte, Virologen, Wirtschaftsexperten, Interessenvertreter, Wissenschaftler oder auch Journalisten sein. Lippmann beschreibt, dass diese Meinungsführer genauso einen Einfluss auf die Politiker und somit auf Entscheidungsträger haben, wie auf die Bevölkerung. Daraus ergibt sich eine große Macht von Meinungsführern. Lippman warnt vor der Gefahr, dass Experten und Meinungsführer selbst von einer Pseudoumwelt betroffen sind und ihre Expertenmeinung darauf aufbauen. Wer also die Meinungsführer steuert, hat einen Zugang zu der Meinungsbildung von Einzelnen und durch die Masse auf die öffentliche Meinung. Daraus lässt sich ableiten, dass lediglich spezifische Meinungsführer beeinflusst werden müssen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

In der Zeit des 21. Jahrhunderts, mit einer globalisierten Welt und einer freien Presse, ist die Steuerung von Informationen, durch politische Akteure schwierig. Die freie Presse bestimmt frei über die Berichterstattung.  Dennoch kann der Erzeuger von Informationen die Information bestimmen und steuern. Über die sozialen Netzwerke ist es für Unternehmen, Parteien und Politiker*innen möglich, Informationen direkt an die Empfänger zu kommunizieren und in einen Kontext stellen. Außerdem sind, wie bereits erwähnt, die Redaktionen der Presse als Meinungsführer, ebenfalls von der Beeinflussung durch die Public Relation betroffen.

Wenn nicht selbst Einfluss auf die Streuung einer Information genommen werden kann, ist die Aufgabe der Public Relation, diese nach den eigenen Interessen einzuordnen und darzustellen. In der politischen Kommunikation wird in diesem Fall von bestimmten Akteuren auch mit falschen Informationen gearbeitet. Durch Wiederholung wird dies nach Le Bon, gerade im Kontext von Massen zur Wahrheit. So wird eine Pseudorealität erzeugt. Daraus lässt sich ableiten, dass Einzelne, die sich zu einer Masse binden und durch die beschriebene Massenseele vereinnahmt sind, besonders von Falschinformationen über das Mittel der Wiederholung beeinflusst werden können.

Populistische Tendenzen können unter dem Schlagwort “Populismus” vereint werden. Das Schlagwort ist durch die Nutzung in der politischen Debatte zu wertgeladen. Dabei ist gemeint, dass der Begriff “Populismus” gerne in der politischen Auseinandersetzung genutzt wird und dabei vorrangig negativ und in dem Kontext der falschen Information. 

Ich will populistische Tendenzen als Politikstil verstanden wissen. Populistische Tendenzen lassen sich somit vor allem als rhetorisches Stilmittel, als bloße Diskursstrategie auffassen. Ich leite aus der breiten Berichterstattung und Literatur ab, dass die Ideologie ein wichtiger Aspekt ist, bei der Art und Weise und wie stark populistische Tendenzen in der politischen Kommunikation aufzufinden sind. Ich will darauf hinweisen, dass auch im Rahmen dieses Textes mit der Bedeutung von “populistischen Tendenzen” nicht der Rechtspopulismus gemeint ist, sondern populistische Tendenzen in vielen politischen Strömungen wiederzufinden sind. Dabei werden populistische Tendenzen nicht bewertet, vor allem nicht negativ bewertet, sondern als Werkzeug,  eben als Politikstil verstanden.

Populistische Tendenzen als Politikstil kann in vier Elemente unterteilt werden. Populismus ist abgeleitet von dem lateinischen Wort “populus” – “Das Volk”. In Kampagnen mit populistischen Tendenzen wird gerne “das Volk” angesprochen. Durch diese Formulierung wird das “Wir”-Gefühl einer Masse angesprochen und spielt somit auf die “Massenssele” ein. Das “Volk” wird mit emotionalen Begriffen beschrieben und damit eine Gemeinschaft beschworen. Dabei muss nicht explizit der Begriff „Volk“ als Beschreibung der Gemeinschaft genutzt werden. Es geht primär um das WIR gegen DIE. 

Das zweite Element der populistischen Tendenzen als Politikstil, ist die Abgrenzung zu anderen Gruppen. Die zuvor im ersten Elemente beschriebene Bildung einer Gemeinschaft wird durch die rhetorische Abgrenzung zu anderen Gruppen unterstützt. 

Das dritte Element sind die Führungsfiguren. Le Bon schreibt den Anführern einer Masse eine hervorragende Rolle zu. Sein Wille sei der Kern, um den sich Anschauungen bilden und ausgleichen. Die Masse sei eine Herde, die sich ohne Hirten nicht zu helfen weiß. Erfolgreiche Anführer sind diese, die Glauben erwecken, sei es religiöser, politischer oder sozialer Glaube, an eine Person oder eine Idee. 

Das vierte Element ist die Organisation der Partei oder des Wahlkampfes. Die Partei oder der Wahlkampf soll wie eine Bewegung funktionieren und wirken. Auf eine Bewegung treffen die Eigenschaften einer Masse zu. Le Bon setzt in seiner Arbeit oft politische Bewegungen als Beispiele für die Psycholgie der Massen an. 

Anführer sind wesentlich für den Zusammenhalt einer Masse. Das liegt daran, dass Massenindividuen, also der Einzelne sich mit ihm identifiziert und sich über ihn auch als Masse identifiziert. Daraus ergibt sich die hohe Relevanz des Kandidaten in einer Kampagne. 

Von populistischen Tendenzen kann zudem gesprochen werden, wenn anstatt mit Informationen vor allem über Emotionalisierung kommuniziert wird. Es wird auf die von Lippmann beschriebene Pseudorealität eingespielt. Dabei wird zum einen mit tatsächlichen Falschinformationen die Pseudorealität beeinflusst oder durch Emotionalisierung und Worten, der Eindruck richtiger Informationen verändert. Es kann sich dabei auch um rhetorische Schwarzweißmalerei handeln oder es werden politische Probleme skandalisiert. Für mich ist dabei klar: Eine solche Art der politischen Kommunikation ist nicht nur moralisch und ethisch höchst fragwürdig und schadet der Demogratie. Mann muss dabei zusätzlich unterstellen, dass genau, dass das Ziel einer solchen politischen Kommunikation ist.

Betrachtet man die Definition populistischer Tendenzen sowie die Wirkung solcher, finden sich zahlreiche Überschneidungen mit der Erklärung von Barneys und Le Bon, wie die öffentliche Meinung beeinflusst werden kann.

Die Bertelsmann Stiftung erhebt in einer Studie von 2017, bezugnehmend auf die Bundestagswahl 2017, wie viele Menschen in Deutschland populistischen Aussagen grundsätzlich zustimmen und kommt dabei auf 29,2 Prozent. Dies zeigt, dass populistische Tendenzen in Wahlkämpfen und der politischen Kommunikation durchaus Auswirkungen haben kann.  

Lippmann, Bernays und Le Bon sind sich einig. Emotionen sind ein wichtiger Einflussfaktor auf die öffentliche Meinung. Von populistischen Tendenzen wird unter anderem gesprochen, wenn Informationen emotionalisiert werden oder falsch dargestellt werden. Sie will über Informationen bestimmen, ihren Fluss steuern und Informationen als solche beeinflussen. 

Bilder sind eine Abbildung eines realen oder fiktiven Gegenstandes, eines Ereignisses oder einer Person. Bilder sind in der Lage ganze Botschaften zu transportieren und selbst komplizierte Sachverhalte einfach darzustellen. Bilder werden aber auch als solche verstanden, die nicht physisch vorhanden sind, sondern in den Köpfen der Menschen existieren. Solche Bilder können auch aus Worten und Geschichten entstehen.

Unser Bildverständnis ist in kulturellen und sozialen Praktiken verankert. Das bedeutet, dass zwei verschiedene Menschen in einem selben Bild nicht unbedingt das Gleiche sehen. Diese individuelle Interpretation der einzelnen Menschen wird von sozialen, kulturellen und zeitlichen Faktoren bestimmt. Diese Faktoren beeinflussen die Wahrnehmung.

Bilder sind Polysmen und haben daher verschiedene individuelle Lesarten. Um Bilder einordnen und verstehen zu können, ist Wissen und Erfahrung von der Welt notwendig. Bei der Identifikation und der Einordnung des Bildes in ein bekanntes Schema, fließt die subjektive Erfahrung mit ein, die die persönliche Beziehung zum Bild und die Bedeutung des Wahrnehmbaren für den Einzelnen selbst einbezieht. Daraus ergibt sich ein subjektiver Moment, der ein individuelles Gefühl bei dem Einzelnen erzeugt. Hier wird von emotionaler Macht des Bildes gesprochen.

Um ein Bild wahrzunehmen und damit dieses seine Macht bei dem Einzelnen entfaltet, ist Wissen und Erfahrung im Kontext zu der Welt und Gesellschaft die Voraussetzung.

Auswirkung von Bildern auf die öffentliche Meinung und die Entscheidungen von Einzelnen.

Bilder sind wahrnehmungsnahe, physische Abbildungen. Werden Bilder sowohl als physische Abbildungen verstanden als auch als aus Sprache und Botschaften generierte Gedanken (Bilder) in den Köpfen des Einzelnen, dann lässt sich allein daraus eine große Wirkung auf das Gehirn ableiten. 

Das Bilder, das handeln und denken von Menschen beeinflusst, beschreibt auch der Gehirnforscher Gerald Hüther. Bilder bilden innere Muster, diese wiederum verkörpern die Basis der handlungsleitenden Orientierung. Sie dienen als individuelle oder kollektive Leitbilder zur Aneignung von Wirklichkeit. Hüther beschreibt Bilder, die im Inneren generiert werden. Es werden aktuelle Bilder und ältere Bilder vermischt und daraus werden neue Bilder generiert. Es entsteht aus der Vermischung dieser Bilder eine individuelle Abbildung der Realität. Diese wird von Lippmann auch als “Pseudoumwelt” bezeichnet. Die subjektive Wahrnehmung des Einzelnen wird bei der Bewertung oder Bewältigung von gegenwärtigen oder zukünftigen Situationen von dieser “Pseudoumwelt” beeinflusst.

Für Bernays und Lippmann sind Bilder ein Kern der Einflussnahme auf die öffentliche Meinung.

Bilder als Mittel der symbolischen Politik

Unter dem Begriff “Symbolische Politik”, wird ein Symbol definiert, das für etwas anderes steht. Das heißt nicht nur bloß als Abbild der Realität, sondern als Teil der sogenannten “sinnhaften Welt” des Einzelnen. Es kann sich dabei um rhetorische Mittel, Strategien oder religiöse Gedanken als Symbole handeln. Dabei wirkt ein solches Symbol konkret auf die Sinne und ist somit ein “Instrument des Denkens”. Bilder sind also in dieser Definition Teil der symbolischen Politik. 

In der symbolischen Politik wird überwiegend auf die Kraft und Wirkung von Symbolen gesetzt. Sie kann dafür genutzt werden, um von nicht vorhandenes oder nur sehr gering vorhandenes politisches Handeln abzulenken. 

Mit symbolischer Politik kann einer politischen Maßnahme zusätzliche Bedeutung verliehen werden oder über fehlende politische Maßnahmen hinwegtäuscht werden. 

Ein Beispiel dafür sind Unfallstatistiken oder Terrorwarnstufen. Ein Symbol wie die Unfallstatistik dient dazu, ein Thema besser erfassen zu können. Die Terrorwarnstufe löst viel mehr Emotionen aus. Somit werden komplexe Zusammenhänge auf ein Symbol reduziert. Der Bürger muss auf die Einordnung durch die Politik vertrauen, da er die Gründe und Zusammenhänge nicht ganzheitlich erfassen kann. 

Zahlen und Fakten wirken so in Verbindung mit Symbolen für den Betrachter unterschiedlich.